Fridtjof Nansen führte ein Leben der Extreme: Seine riskanten Polarexpeditionen machten ihn zu einem der angesehensten Wissenschaftler seiner Zeit. Für seinen unermüdlichen Einsatz für mehr als zwei Millionen Kriegsgefangene und Flüchtlinge erhielt er 1922 den Friedensnobelpreis.
Fridtjof Nansen wurde am 10. Oktober 1861 nördlich des heutigen Oslos geboren. Seine Kindheit verbrachte er auf dem ländlichen Anwesen seiner Eltern. Er entwickelte eine große Liebe zur Natur. Er fischte, jagte und wurde ein exzellenter Skifahrer.
Nach seinem Schulabschluss begann er, Zoologie zu studieren. Noch während des Studiums heuerte er 1882 auf einem Robbenfänger an. Mit dem Schiff fuhr er fünf Monate lang durch das arktische Meer.
Während dieser Zeit entwickelte er eine Faszination für die eisbedeckte, unerforschte Insel Grönland. Er schmiedete erste Pläne, zurückzukehren und das unbekannte Eis zu erforschen.
Nach der Exkursion widmete Nansen sich wieder dem Studium. 1887 schrieb er eine Doktorarbeit über das Zentralnervensystem wirbelloser Meerestiere. Mit seiner Arbeit leistete er Pionierarbeit auf dem noch jungen Gebiet der Neurologie.
Parallel zur Fertigstellung seiner Promotion plante er seine Grönland-Expedition. Im Gegensatz zu vorangegangenen, gescheiterten Expeditionen wollte Nansen die Insel von Osten nach Westen durchqueren.
Er plante, mit nur fünf Begleitern loszuziehen und dabei so wenig Material wie möglich mitzunehmen. Das Urteil einer dänischen Zeitung unterstrich, für wie gefährlich Nansens Vorhaben gehalten wurde:
“Sollte Nansens Plan in der gegenwärtigen Form in die Tat umgesetzt werden, stehen die Chancen zehn zu eins, dass er sein Leben und möglicherweise das anderer völlig sinnlos wegwirft.”
Im Frühsommer 1888 brach Nansen mit seinen Mitstreitern auf.
49 Tage lang kämpften die Männer auf der 560 Kilometer langen Strecke gegen extremen Hunger, Durst und Temperaturen von bis zu minus 46 Grad – mit Erfolg: Am 26. September 1888 erreichten sie die Westküste Grönlands.
Dort mussten die Männer den folgenden Winter ausharren. Bei seiner Rückkehr nach Norwegen im Mai 1889 wurde Nansen von 40.000 Menschen empfangen und als Held gefeiert.
Im selben Jahr heiratete er und trat eine Stelle an der Universität von Christiania an – doch die Arktik ließ Nansen nicht los:
Er begann mit der Planung einer Nordpol-Expedition. 1893 ließ er sich mit seiner Mannschaft auf der “Fram”, dem eigens konstruierten Expeditionsschiff, im Eis einfrieren. Die arktische Meeresströmung, so der Plan, sollte das Schiff an den Nordpol treiben.
Als klar wurde, dass das nicht gelingen würde, ging Nansen mit einem Begleiter von Bord: Zu Fuß wollten sie die 660 Kilometer zum nördlichsten Punkt der Erde zurücklegen.
Das waghalsige Vorhaben scheiterte: Eisstürme und erfrorene Gliedmaßen zwangen die beiden, aufzugeben. Wie durch ein Wunder kehrten Nansen und sein Begleiter nach acht Monaten im Eis nach Norwegen zurück.
Obwohl sie den Nordpol nicht erreicht hatten, war die Exkursion ein Erfolg: Für seine neuen Erkenntnisse auf den Gebieten der Geographie, der Meteorologie und der Ozeanographie erhielt Nansen zahlreiche internationale Auszeichnungen.
In der Folge bat die norwegische Regierung den bekannten Wissenschaftler, sich für die angestrebte Unabhängigkeit Norwegens und die Auflösung der seit 1814 bestehenden schwedisch-norwegischen Union einzusetzen.
Als norwegischer Botschafter in London verhandelte er ab 1906 mit unterschiedlichen Vertretern die Verträge, die Norwegens Souveränität garantierten.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich Fridtjof Nansen im Auftrag des Völkerbunds, der Vorgängerorganisation der Vereinten Nationen, für die Heimkehr von mehr als 420.000 Kriegsgefangenen und Flüchtlingen aus 30 Ländern ein.
Dabei spielte der neu eingeführte “Nansen-Pass” eine entscheidende Rolle: Mit dem von ihm ins Leben gerufenen Dokument konnten staatenlose Menschen international reisen.
Nansen wurde zum Hochkommissar für Flüchtlingsfragen des Völkerbundes ernannt. In dieser Funktion engagierte er sich für die Wiederansiedlung von zwei Millionen Flüchtlingen infolge der Russischen Revolution.
Für seinen Einsatz erhielt Fridtjof Nansen 1922 den Friedensnobelpreis.
Der Polarforscher, Professor, Diplomat und Friedensnobelpreisträger Fridtjof Nansen starb vor 94 Jahren, am 13. Mai 1930, an einem Herzinfarkt in seinem Haus bei Oslo.
Es wurden mehrere Biographien über Nansens Leben verfasst, unter anderem “Held ohne Gewalt” von Wilhelm Meissel.
Bis bald!
Leo
Die wichtigsten für diesen Text genutzten Quellen:
1. Der Polarforscher Fridtjof Nansen, ARD/Bayern 2
2. Fridtjof Nansen: ein Mann voll Mut und Überlebenswillen, GEO
3. Fridtjof Nansen: Norway's great explorer, BBC
Zeitsprung, #36
Danke, deine "Zeitsprünge" gefallen mir sehr gut :) Gut recherchiert und es macht Spaß, sie zu lesen. Nebenbei lernt ein bisschen Geschichte und - nicht zu vergessen - sammele ich Ideen für Geschichten. Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben selbst.
Wieder mal eine tolle, interessant geschriebene Geschichte! Macht Lust auf mehr!