Lauri Törni: Als Finne von der SS zur U.S. Army
Lauri Törni gehörte zwischen 1938 und 1965 den Streitkräften von insgesamt drei Nationen an: Er kämpfte für Finnland gegen die Sowjetunion, war Mitglied der Waffen-SS und diente in den U.S. Army Special Forces in Vietnam.
Lauri Allan Törni wurde 1919 in Finnland geboren. 1938 begann er seinen freiwilligen Wehrdienst in der finnischen Armee. Nach dem Ausbruch des sowjetisch-finnischen “Winterkriegs” Ende November 1939, bei dem die Sowjetunion Finnland angriff, sammelte der gelernte Kaufmann erste Erfahrungen als Soldat. Der Krieg endete im März 1940 mit der Niederlage Finnlands, das trotz relevanter Gebietsverluste seine Autonomie bewahren konnte.
In der Folge kollaborierte Finnland mit NS-Deutschland. Als Teil der Kollaboration wurde ein finnisches Freiwilligen-Bataillon aufgestellt und ins Deutsche Reich geschickt, wo es von der Waffen-SS ausgebildet wurde. Auch Törni gehörte dem Freiwilligen-Bataillon an. Die rund 1.500 Freiwilligen wurden in die SS-Division “Wiking” eingegliedert und nahmen am deutschen Überfall auf die Sowjetunion ab Juni 1941 teil.
Zeitgleich begann der sogenannte “Fortsetzungskrieg“, bei dem Finnland versuchte, die an die Sowjetunion verlorenen Gebiete zurückzuerobern. 1943 wurde mit der “Abteilung Törni” eine eigene, inoffizielle Einheit unter Törnis Führung aufgestellt. Die Einsätze hinter den Feindeslinien waren so erfolgreich, dass die Sowjets ein hohes Kopfgeld auf Törni aussetzten. Für seine Leistungen wurde ihm im selben Jahr das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen.
1944 endete der Fortsetzungskrieg mit einer weiteren finnischen Niederlage, besiegelt durch einen Waffenstillstand am 19. September. Finnland, so die sowjetische Bedingung, musste seine Kollaboration mit dem Deutschen Reich beenden.
Anfang 1945 war Törni erneut in Deutschland und nahm an Übungen mit der Waffen-SS teil. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er in seiner finnischen Heimat aufgrund seiner SS-Vergangenheit wegen Hochverrats zu sieben Jahren Haft verurteilt. 1948 – nach zwei erfolgreichen zwischenzeitlichen Gefängnisausbrüchen – wurde er begnadigt und kam frei.
Seine persönliche Einstellung zum Nationalsozialismus ist bis heute umstritten: Während ihm einige Sympathien für das Dritte Reich unterstellen, behaupten andere, dass sein Handeln lediglich patriotisch motiviert war und der Wahrung der finnischen Unabhängigkeit dienen sollte.
1950 beschloss Törni, der sich inzwischen verlobt hatte, Finnland und Europa zu verlassen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Venezuela landete er in den USA. Ohne gültige Einreiseerlaubnis soll er dafür im Golf von Mexiko nahe der Küste von Alabama von einem Schiff gesprungen und an Land geschwommen sein.
Er besaß weder Geld noch Englischkenntnisse, schaffte es aber dennoch nach New York. Dort arbeitete er als Handwerker und Reinigungskraft. Zudem bekam er Unterstützung durch andere Finnen und ehemalige Kameraden. Sie halfen ihm dabei, zunächst einen Aufenthaltstitel und später die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten: Aus Lari Allan Törni wurde Larry Alan Thorne.
Damit war der Weg für eine Fortsetzung seiner militärischen Laufbahn geebnet: 1954 trat er in die U.S. Army ein. Aufgrund seiner beträchtlichen Erfahrung wurde er schnell zum Ausbilder für die Special Forces befördert. Den Auszubildenden brachte er Bergsteigen und Skifahren bei. Gleichzeitig wurde er Mitglied der “Green Berets”, einer Eliteeinheit.
1963 wurde Törni alias Thorne das erste Mal in Vietnam eingesetzt. Für seine Leistungen wurden ihm zwei “Purple Heart”-Orden und eine “Bronze Star Medal” verliehen. Während seines zweiten Einsatzes in Vietnam verschwand der Helikopter, in dem er sich befand am 18. Oktober 1965 spurlos. Erst 1999 wurden seine sterblichen Überreste geborgen und schließlich auf dem Nationalfriedhof Arlington beerdigt. Er ist das einzig bekannte ehemalige Mitglied der Waffen-SS, das dort begraben liegt.
In dieser finnischen Doku mit englischen Untertiteln wird das außergewöhnliche Leben von Lauri Allan Törni beleuchtet. Diese kurze ARTE-Doku befasst sich mit der finnisch-russischen Geschichte.
Frohe Weihnachten und bis bald!
Leo
Die wichtigsten für diesen Text genutzten Quellen:
1. This soldier fought for Finland, Nazi Germany and U.S. Special Forces, The Washington Post
2. Törni, Lauri (1919-1965), Biografiezentrum der Finnischen Literaturgesellschaft
3. Finnen kooperierten enger mit Nazis als gedacht, Die Welt