Die Österreicherin Hedy Lamarr war ab den 1940er Jahren ein schillernder Hollywood-Star. Nebenbei betätigte sich die “schönste Frau der Welt” als Erfinderin - und ebnete so den Weg für moderne Kommunikationstechnologien wie Bluetooth, WLAN und GPS.
Hedy Lamarr wurde am 9. November 1914 als Hedwig Kiesler in Wien geboren. Früh interessierte sich die aus gutem Hause stammende Tochter eines Bankdirektors und einer Konzertpianistin für die Schauspielerei. Sie besuchte eine Theaterschule.
1931, mit 17 Jahren, bekam sie an der Seite von Heinz Rühmann eine Rolle in der Komödie “Man braucht kein Geld”. Ihr splitternackter Auftritt im Film “Ekstase” sorgte 1933 für einen handfesten Skandal.
Im selben Jahr heiratete Hedy den österreichischen Waffenproduzenten Fritz Mandl, einen der reichsten Männer Europas. Er verbot ihr, weitere Schauspielrollen anzunehmen. 1937 trennte sich Hedy von ihm und wanderte über Paris, London und New York nach Los Angeles aus.
Der “Ekstase”-Wirbel hatte sie berühmt gemacht. Sie erhielt einen Vertrag bei der Filmproduktionsfirma Metro-Goldwyn-Meyer (MGM). MGM gab ihr den Künstlernamen Hedy Lamarr und vermarktete sie als die “schönste Frau der Welt”. Auch Disney‘s Zeichentrickfigur Schneewittchen wurde ihr nachempfunden.
Trotz ihrer Erfolge tat sich Hedy in Hollywood schwer: Sie galt als zu groß für die Schönheitsideale der 1940er Jahre und hatte einen angeblich zu flachen Busen.
In Los Angeles lernte sie den Komponisten George Antheil kennen. Die beiden freundeten sich an und begannen, sich regelmäßig zu Erfindungen auszutauschen.
Mit seinem “Ballet Mécanique” war George Antheil zu einem der bekanntesten Komponisten der 1920er Jahre geworden. In dem Stück sollten 16 mechanische, selbstspielende Klaviere und ein Film miteinander synchronisiert werden, doch die Synchronisierung stellte eine bis dato unüberwindbare Herausforderung dar.
Letztendlich führte diese Herausforderung zu Lamarrs und Antheils gemeinsamer Erfindung: Am 10. Juni 1941 meldeten sie ein Patent für ihr “System für geheime Kommunikation” an. Im Kontext des Zweiten Weltkriegs hatten die beiden auch mögliche militärische Anwendungsfelder bedacht.
Herauskam das sogenannte Frequenzsprungverfahren, das - so zumindest die Theorie - für die Funksteuerung von Torpedos genutzt werden konnte:
„Ziel der Erfindung ist es, eine Methode der geheimen Kommunikation bereitzustellen, die relativ einfach und zuverlässig im Betrieb ist, aber gleichzeitig schwer zu entdecken oder zu entschlüsseln ist.“
Die amerikanische Navy lehnte die Erfindung ab. Weil sich Funkwellen unter Wasser nicht schnell genug ausbreiten, setzte sich die angedachte Funksteuerung von Torpedos nie durch.
Viele Jahrzehnte später gewann die patentierte Erfindung von Lamarr und Antheil jedoch auf einem gänzlich anderen Gebiet an ungeahnter Bedeutung:
Auf der Grundlage des Frequenzsprungverfahrens wurden moderne Kommunikationstechnologien wie Bluetooth, WLAN und GPS entwickelt. Dabei ermöglichen Frequenzsprünge die störungsfreie Kommunikation zwischen vielen verschiedenen Benutzern.
Das Patent von Lamarr und Antheil war zu diesem Zeitpunkt längst erloschen. Obwohl die konkrete Rolle des Patents bei der späteren Entwicklung von WLAN und Co. bis heute umstritten ist, sehen manche in Hedy Lamarr eine Vorreiterin der digitalen Kommunikation.
Auch in späteren Jahren versuchte sich Lamarr neben der Schauspielerei weiter als Erfinderin. So entwickelte sie ein neuartiges Verkehrsampelsystem. Weitere Patente wurden jedoch nicht in ihrem Namen angemeldet.
In den 1970er Jahren zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück. Die einst schillernde Hollywood-Größe mit dem ausgeprägten Erfindergeist lebte fortan alleine in Florida. Insgesamt war sie sechsmal verheiratet, alle Ehen scheiterten.
1997 wurde Hedy Lamarr für die Erfindung des Frequenzsprungverfahren mit dem “Electronic Frontier Foundation Pioneer Award” ausgezeichnet.
Hedy Lamarr starb am 9. Januar 2000.
Posthum wurde sie 2014 in die “National Inventors Hall of Fame” aufgenommen - und ist damit das einzige Mitglied dieses illustren Kreises um Thomas Edison und Steve Jobs, dem auch ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame gewidmet wurde.
In der Doku “Geniale Göttin” wird Hedy Lamarrs Leben porträtiert. Ein Ausschnitt der vermeintlich skandalösen Szenen aus Extase (1933) ist hier zu sehen.
Bis bald!
Leo
Die wichtigsten für diesen Text genutzten Quellen:
1. Hedy Lamarr, SWR2 Wissen
2. Hedy Lamarr - Hollywood-Diva und “Lady Bluetooth”, Deutschlandfunk
3. Hedy Lamarr, DPMA
Zeitsprung, #31
Eine ganz großartige Serie!
Danke Leo, für eine weitere interessante Lebensgeschichte. Ich freue mich jeden Sonntag Abend etwas von Dir zu lesen 😊