Gerda Taro: Die erste Kriegsfotografin
Gerda Taro war die erste Frau, die Kampfhandlungen an der Front fotografisch dokumentierte. Sie starb 1937 während des Spanischen Bürgerkriegs im Alter von 26 Jahren. Jahrzehntelang geriet ihre Geschichte in Vergessenheit. Heute gilt sie als Mitbegründerin der modernen Kriegsfotografie.
Gerda Taro wurde 1910 als Gerta Pohorylle in Stuttgart als Tochter polnischstämmiger, jüdischer Eltern geboren. Sie wuchs in behüteten Verhältnissen auf. Die Familie zog später nach Leipzig, wo sie den Aufstieg der Nationalsozialisten miterlebte.
Gemeinsam mit ihren Brüdern engagierte sich Gerta in linksgerichteten politischen Gruppen. Wenige Monate nach der Machtübernahme Hitlers 1933 wurde Gerta wegen der Verbreitung von NSDAP-kritischen Flugblättern verhaftet.
Als sie wenig später wieder freikam, beschloss sie gemeinsam mit einer Freundin, nach Paris zu ziehen. Dort lebten die beiden in einfachsten Verhältnissen. 1934 lernte sie den Fotografen André Friedmann kennen, einen Ungarn, der Deutschland ebenfalls 1933 verlassen hatte.
Beide verband das Leben als jüdische, weitgehend mittellose Immigranten in einem neuen Land und der damit verbundenen unsicheren Zukunft. Sie begannen, zusammenzuarbeiten.
Während André ein talentierter Fotograf war, war die geschäftstüchtige Gerta für die Vermarktung der Bilder verantwortlich. Mit der Zeit entwickelte sich die Arbeitsbeziehung der beiden zu einer Liebesziehung.
Später brachte André Gerta das Fotografieren bei. Um ihre Chancen als Fotografen-Duo zu verbessern, änderten Gerta und André ihre Namen: Aus Gerta Pohorylle wurde “Gerda Taro”, aus André Friedmann “Robert Capa”.
Dazu dachten sie sich eine Legende aus: Robert Capa war ein erfolgreicher amerikanischer Fotograf, der gerade nach Europa gekommen war. Gerda Taro arbeitete als seine Agentin.
1936 brach der Spanische Bürgerkrieg nach einem Militärputsch der von General Franco angeführten sogenannten Nationalisten gegen die demokratisch gewählte, republikanische Regierung Spaniens aus. Taro und Capa beschlossen, nach Spanien zu gehen und das Kriegsgeschehen fotografisch zu dokumentieren.
Ihren eigenen politischen Überzeugungen entsprechend, wollten die beiden fotografierend Stellung beziehen und begleiteten deshalb ausschließlich die republikanische Seite im Kampf gegen General Franco.
Taro und Capa waren zu dieser Zeit nicht die einzigen Kulturschaffenden in Spanien: Auch Ernest Hemingway, mit dem sich Capa später anfreundete, Antoine de Saint-Exupéry oder George Orwell verfolgten das Kriegsgeschehen vor Ort.
Um die Kampfhandlungen aus nächster Nähe festzuhalten, gingen beide große Risiken ein. Mit Erfolg: Ihre Bilder wurden — zunächst ausschließlich unter Capas Namen — regelmäßig in französischen Zeitungen wie der “Ce Soir” und der “Vu” veröffentlicht.
Heute gilt Gerda Taro, gemeinsam mit Robert Capa, als Mitbegründerin der modernen Kriegsfotografie: Die damals neuen handlichen Kleinbildkameras konnte man an einem Band um den Hals tragen. Die vereinfachte Handhabung ermöglichte eine gänzlich neue, spontane und unmittelbare Dokumentation des Krieges.
Am 25. Juli 1937 stürzte Taro in Brunete von einem Wagen, der Verwundete aus dem Kampfgebiet bringen sollte. Sie wurde von einem republikanischen Panzer überfahren und schwer verletzt. Einen Tag später erlag sie ihren Verletzungen im Alter von 26 Jahren.
Gerda Taro war die erste Frau, die Kriegshandlungen unmittelbar an der Front bildlich dokumentierte. Ihr Tod erregte weltweite Anteilnahme und sie wurde in Paris als Heldin beigesetzt.
Dennoch überschattete der Zweite Weltkrieg die Erinnerung an Gerda Taro und ihr fotografisches Werk geriet in Vergessenheit. Robert Capa soll nie über ihren Tod hinweggekommen sein. Seine Bilder von der Landung der Alliierten am “D-Day“ wurden weltbekannt. Er starb 1954 während des Indochinakriegs als er auf eine Mine trat.
2007 wurde ein Koffer mit tausenden verloren geglaubten Negativen von Gerda Taro, Robert Capa und dem befreundeten Fotografen David Seymour in Mexiko wiedergefunden.
Es stellte sich heraus, dass viele Fotos, die ursprünglich Capa zugeschrieben wurden, in Wahrheit von Taro stammen. 70 Jahre nach ihrem Tod wurde Gerda Taro in New York schließlich die erste Ausstellung gewidmet.
Bis bald!
Leo
Für diesen Text genutzte Quellen:
1. Gerda Taro: Die erste Kriegsreporterin, HerStory
2. Fotopionierin Gerda Taro, Deutsche Welle
2. Capa und Taro: Fotografen im Krieg, Deutsche Welle