Der Flughafen Tempelhof
Wenn man heute im Berliner Bezirk Tempelhof am Columbiadamm bzw. Tempelhofer Damm steht, steht man vor einem Gebäude, das so groß ist, dass man weder dessen Anfang noch dessen Ende sehen kann.
Es handelt sich dabei um das bogenförmige Hauptgebäude des Flughafen Tempelhof, das ab 1935 im Auftrag von Adolf Hitler vom Architekten Ernst Sagebiel geplant und neben dem alten Flughafen Tempelhof errichtet wurde.
Der Bau ist insgesamt rund 1230 Meter lang und umschließt neben dem eigentlichen Flughafengebäude zwei jeweils außen angeordnete Flugzeughangars. Der für die NS-Zeit typische Baustil des Gebäudes mit seiner mit Naturstein verkleideten Fassade, den insgesamt 13 Treppentürmen und teilweise bis zu 19 Meter hohen Hallen verleiht dem Flughafen eine monumentale und bedrückende Größe. Das Dach des Gebäudes sollte sowohl als Dach, als auch als Tribüne für Flugschauen mit 80.000 bis 100.000 Zuschauern dienen.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wurden die bis dahin nicht abgeschlossenen Baumaßnahmen nach und nach eingestellt und so befinden sich beispielsweise die äußeren Treppentürme bis heute im Rohbau. Während des Krieges wurden die Hangars und der unter dem Gebäude entlanglaufende Eisenbahntunnel unter Einsatz von ausländischen Zwangsarbeitern für die Produktion von Kampfflugzeugen genutzt.
Da der Flughafen am Ende des Krieges entgegen anders lautender Befehle nicht verteidigt wurde, sind große Teile des damaligen Gebäudes bis heute erhalten. Ende April 1945 wurde der Flughafen zunächst von sowjetischen Truppen besetzt, bevor er Anfang Juli desselben Jahres an die US-Armee übergeben wurde, die im Folgejahr den Militärstützpunkt Tempelhof Air Base errichteten.
Während des Kalten Krieges stellte sich die Wichtigkeit dieses Stützpunktes zwischen Juni 1948 und Oktober 1949 während der Blockade von West-Berlin durch die Sowjetunion unter Beweis: Nachdem 2,1 Millionen West-Berliner Bürgerinnen und Bürger durch die Sperrung aller Zufahrtswege nach West-Berlin von der Außenwelt abgeschnitten worden waren, wurden mit insgesamt fast 278.000 von den westlichen Alliierten durchgeführten Flügen mehr als 2,3 Millionen Tonnen Lebensmittel, Kohle und andere Güter des täglichen Bedarfs nach West-Berlin gebracht.
Nachdem der Flughafen durch die Amerikaner zunächst ausschließlich für militärische Zwecke genutzt wurde, starteten und landeten ab Mitte 1951 auch erstmals zivile Flugzeuge in Tempelhof. Über die Jahrzehnte wurde der Flughafen immer wieder um- und ausgebaut, um dem wachsenden Passagieraufkommen nachzukommen, bevor er zwischen 1975 und 1985 zwischenzeitlich wieder geschlossen wurde.
Erst 1993 wurde der Flughafen von der US Air Force an die Berliner Fluggesellschaft übergeben, die den Flugbetrieb bis 2008 aufrechterhielt. Heute ist der Flughafen Tempelhof das größte Baudenkmal Europas. Das anliegende, rund 300 Hektar große Tempelhofer Feld inklusive der ehemaligen Start- und Landebahnen sind als Freizeitfläche öffentlich zugänglich.
Eine lebendige Reise in die Vergangenheit des Flughafens ermöglicht heute beispielsweise eine ca. 2-stündige Führung, bei der man von mit Wilhelm Busch-Zeichnungen verzierten Kellerwänden über die von der US Air Force erbaute Basketballhalle tiefe Einblicke in die Geschichte des Gebäudes und seine Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte bekommt.
Bis bald!
Leo
Für diesen Text genutzte Quellen:
1. “Mythos Tempelhof”, Führung durch den Flughafen Tempelhof
2. “Flughafen Tempelhof”, Webseite
3. “Der Flughafen Tempelhof”, Geheimnisvolle Orte-Podcast